Psychosoziale Einflussfaktoren auf die Wechseljahre

Die Wechseljahre sind nicht nur ein Übergang im leiblichen Rhythmus von Frauen. Ein Merkmal unserer heutigen Zeit ist auch die Absicht, Naturmächte zu steuern und zu beherrschen. Natürliche Zyklen, denen Frauen unterliegen, sind auch Ausdruck von Naturverbundenheit, die in der Moderne zunehmend verdrängt werden. Eine Folge davon sind das Leugnen und Kontrollieren dieser leiblichen Rhythmen (Mergeay, 2004).

Vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet, wird der Beginn des Klimakteriums mit dem Beginn der gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit gesehen. Die Lebensphase ist von Prozessen der Neuorientierung in unterschiedlichen Lebensbereichen begleitet. Die Veränderungen in dieser Phase machen Überlegungen bezüglich der Neubewertung von Rollen notwendig. Aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene kann dies zu einer Erschütterung der Identität führen. Diese Phase ist aus psychosozialer Hinsicht mit der Pubertät zu vergleichen und bietet durch die neu entstandenen Freiheiten auch neue Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen und den Aufbruch für einen Neubeginn zu starten (Ditz 2000, S. 123).

Eine kurze Zusammenfassung psychosozialer Aspekte von Problemen in den Wechseljahren der Autorinnen Dorn und Rohde (2007): 

Psychosoziale Aspekte

Erläuterung

„Empty nest“-Syndrom

Gerade in der Zeit der Perimenopause verändert sich für die Frau durch den Auszug der Kinder (Ausbildung, Studium, eigne Wohnung etc.) oft ein ganz wichtiger Lebensbereich. Aufgaben, die bis dahin für die Selbstdefinition wichtig waren, entfallen, ohne dass etwas Gleichwertiges an die Stelle tritt.

Beziehungssituation/Partnerschaft

Nicht selten kommt es in dieser Lebensphase zu ernsthaften Beziehungsproblemen bzw. zur Offenlegung bereits lange bestehender, aber verdrängter („der Kinder wegen“) Partnerschafts-probleme, die auch zur Trennung führen können.

Beruf/Familie,berufliche Neuorientierung

Durch die Veränderung der Familienstruktur bzw. den Weggang der Kinder wollen/müssen sich Frauen nicht selten beruflich neu orientieren; nach langer Familienphase ist ein Wiedereinstieg in den erlernten Beruf häufig erschwert oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich.

Rollenwechsel/Generationswechsel

Ein Rollen- und Generationswechsel von der Tochter und Mutter hin zur Großmutter bedeutet eine erneute Konfrontation mit dem Älterwerden.

Generationskonflikte

Generationskonflikte, aber auch Probleme mit der Versorgung der eigenen Eltern oder Schwiegereltern können zusätzlich Probleme darstellen; einerseits bedeutet die Pflege von Angehörigen eine erhebliche Belastung, andererseits ist auch die Entscheidung über eine Heimunterbringung oft mit extremen psychischen Konflikten verbunden.

Enttäuschungen/nicht erfüllte Erwartungen/Resignation

Nicht selten muss Abschied von früheren Erwartungen und Hoffnungen genommen werden, zum Beispiel von beruflichen Plänen; die Konfrontation damit bedeutet Abschiednehmen und teilweise auch Trauer.

Psychosoziale Aspekte klimakterischer Probleme, Dorn und Rohde (2007, S. 100)

Der Inhalt dieses Artikels ist ein Auszug aus meiner Master These mit dem Titel „DIMENSIONALITÄT DER WEIBLICHEN WECHSELJAHRE“ (Donau Universität Krems, 2013).